Volksbank Vorarlberg
Vom Wirteclub zur Universalbank
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Im Jahr 1888 beschlossen die Rankweiler Wirte bei ihrem wöchentlichen Stammtisch die Gründung einer Spar- und Vorschusskassa. Kaum jemand hätte damals gedacht, dass diese Runde den Grundstein für eine der größten Banken Vorarlbergs legen würde. 130 Jahre Geschichte im Zeitraffer. Die Geburtsstunde der Volksbank Vorarlberg schlug zu einer Zeit, als Österreich noch Teil der Monarchie war, die Stickerei sich zu einem bedeutenden Industriezweig in Vorarlberg entwickelte, Dampflokomotiven auf der neuen Arlbergstrecke fuhren und die Bevölkerung weder Telefon, noch Fernsehen hatte. Im Jahr 1888 machten einige tüchtige Rankweiler Gasthausbesitzer aus der Not eine Tugend: Jeder einzelne hatte wenig, gemeinsam brachten sie es jedoch auf eine beachtliche Summe. Damit wurde die „Spar- und Vorschußkassa der Kollektivgenossenschaft Rankweil“ gegründet, die es den Mitgliedern ermöglichte, günstige Darlehen in Anspruch zu nehmen und Zinsen zu erwirtschaften. Den Bankbetrieb nahm man im Haus des Kassiers Johann Knecht auf. Eine der ersten Amtshandlungen war die Anschaffung eines feuerfesten Kassenschranks, um das Geld sicher zu verwahren. Später übersiedelte die Bank ins Hinterzimmer des Gasthauses Grüner Baum, dessen In-haber Anton Fulterer auch als Vorstand amtierte. Die erste Telefonsprechanlage In der Volksbank Vorarlberg zeigte man sich schon früh aufgeschlossen gegenüber technischen Neuerungen: So erhielt die Spar-und Vorschußkassa im Jahr 1904 die erste eigene Telefonsprechanlage Rankweils mit der Nummer eins. Die Gemeinde war im Jahr 1898 an das öffentliche Telefonnetz angeschlossen worden, und der Postmeister konnte bereits von täglich sechs Telefongesprächen berichten. Die ersten 20 Jahre gab es nur einen nebenberuflich tätigen Kassier, der sich um das tägliche Bankgeschäft kümmerte. Erst 1907 musste aufgrund des wachsenden Kundenstammes ein hauptberuflicher Buchhalter eingestellt werden. Zwei Jahre später wurde das erste eigene Bankgebäude im Oberdorf in Rankweil errichtet. Die schwierigen Kriegszeiten Die beiden Weltkriege brachten schwierige Zeiten für die junge Genossenschaft. Es kam zu finanziellen Engpässen, die Verbraucherpreise stiegen in ungekannte Höhen, Ersparnisse wurden wertlos. Eine kurzzeitige Stabilisierung brachte die Einführung des Schillings, bis wenig später der Zusammenbruch des US-Aktienmarktes eine Kettenreaktion auslöste, die in einer Weltwirtschaftskrise endete. Das Jubiläumsjahr 1938 fiel mit dem „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich zusammen. Die Spar- und Vorschußkassa feierte ihr 50-jähriges Bestehen noch mit einem Festakt, musste sich aber bald auf eine neue Situation am Finanzmarkt einstellen. Mit Hilfe von verschiedenen Interventionen gelang es, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten. Die goldenen 50er Die 50er Jahre brachten den lang ersehnten wirtschaftlichen Aufschwung. Die nun unter dem Namen Volksbank Rankweil firmierende Kreditgenossenschaft zog in die Dorfmitte um. Bereits ein Jahr später konnte eine signifikante Umsatzsteigerung verzeichnet werden. 1955 war es erstmals wieder möglich, eine Dividende auszuschütten, deren Höhe sechs Prozent betrug. Zu Beginn des Jahrzehnts wurde die erste vollautomatische Buchungsmaschine angeschafft und bereits im Jahr darauf die erste elektronische Additionsmaschine. Das Kassabuch musste der Kassier dennoch weiterhin händisch führen. 1958 konnte eine neue Fernschreibanlage in Betrieb genommen werden. Auf Expansionskurs In den 60ern kam der Trend in Richtung Universalbank. Die Volksbank in Rankweil hatte damals noch einen sehr familiären Charakter. Die insgesamt acht Mitarbeiter mähten auch den Rasen rund um die Bank und stellten per Fahrrad drei Mal pro Woche Kontoauszüge an die Kunden zu. Der Gang in die Bank war für viele nach wie vor eine seltene Angelegenheit, zu der sie im Sonntagsgewand erschienen. Das änderte sich erst langsam, als die Gehaltskonten eingeführt wurden. Die Leistungspalette der Volksbank wurde stetig größer, die Zahl der Mitarbeiter stieg, und neue Filialen wurden eröffnet. Die Unternehmenszentrale wurde daher bald zu klein und musste schließlich einem Neubau weichen, der 1977 feierlich eröffnet wurde (Bild). Das moderne Bankgebäude bot zahlreiche Neuerungen wie Sparbuch-Safes, einen Spätschalter und Alarmanlagen auf dem modernsten Stand. Zur gleichen Zeit wurde das Unternehmen in „Erste Vorarlberger Volksbank“ umbenannt. Wenige Jahre später wurden die Volksbank Bludenz sowie die Volksbank Dornbirn durch Fusion übernommen. Das digitale Zeitalter Eine Revolution vollzog sich mit der Entwicklung des Computers. Der erste Rechner, der in der Bank angeschafft wurde, kostete die stolze Summe von 260.000 Schilling und besaß eine Speicherkapazität von lediglich 2.000 Bit. Im Zuge des Neubaus stellte die Volksbank Vorarlberg die komplette Buchhaltung auf EDV um, als erstes Vorarlberger Kreditinstitut sogar auf ein Online-System. Der direkte SWIFT-Anschluss ermöglichte schnellere Überweisungen in andere Länder. 1987 wurde der „Große Reuter“ installiert, ein computerunterstütztes Wertpapierinformationssystem, das online mit allen Börsenplätzen der Welt verbunden war. Im neuen Millennium brachte das Internet einen Wandel mit sich: Waren die Kunden durch Bankomat, Kontoauszugsdrucker und Überweisungsautomaten bereits selbstständiger geworden, eröffnete das Internetbanking nochmals ganz neue Möglichkeiten. 130 Jahre Regionalbank 130 Jahre nach der Gründung zählt die Volksbank Vorarlberg mit 16 Filialen in Vorarlberg, den Tochtergesellschaften Immobilien, Leasing und Versicherungsmakler sowie der Volksbank AG Liechtenstein zu den größten Finanzinstituten in Vorarlberg. Die Genossenschaft befindet sich im Eigentum von über 15.000 Mitgliedern und Partizipationsscheininhabern. In der gesamten Gruppe werden über 400 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den großen Stärken des Bankinstituts zählen Regionalität und Kundennähe. Als verlässlicher Partner im Ländle konzentriert sich die Volksbank Vorarlberg auf die Versorgung von Privat- und Firmenkunden mit Krediten und anderen Finanzinstrumenten. Seit der Gründung hat sich vieles verändert, eines ist jedoch stets gleich geblieben: das Bekenntnis zur Region und zum genossenschaftlichen Gedanken, der fest in der Unternehmensphilosophie verankert ist. Sonja Hammerer