Ärzte- und Apothekerbank
"Unsere Kunden sind stolz auf ihre Standesbank"
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Vor etwas mehr als einem Jahr haben sich die Ärzte- und die Apothekerbank als Baustein der „8+1“-Lösung im Verbund zu einem Institut zusammengeschlossen. Vorstandsvorsitzender Othmar Schmid im Gespräch über das bisher Erreichte und die Perspektiven für die Zukunft. „cooperativ“: Vor einem Jahr ging die Fusion zwischen Ärzte- und Apothekerbank über die Bühne. Zwei Berufsgruppen, die traditionell nicht immer gut miteinander konnten, rückten zusammen. Wurde mittlerweile aus einer Zwangsehe die große Liebe? Othmar Schmid: Von großer Liebe zu sprechen, wäre sicher übertrieben, es war aber auch keine Zwangsehe. Ich würde vielmehr von einer Vernunftehe sprechen, in deren Rahmen bereits große Fortschritte erzielt wurden. Und das Vorurteil, dass sich die beiden Berufsgruppen grundsätzlich nicht mögen, stimmt so nicht. Es mag zwar hin und wieder Rivalitäten geben, aber vor allem am flachen Land ergänzen sich Ärzte und Apotheker hervorragend. Wenn Sie krank werden, sind Sie am besten aufgehoben, wenn beide zur Verfügung stehen! Und wir als Bank sind ohnehin standespolitisch neutral. In allen unseren Gremien sind beide Berufsgruppen paritätisch vertreten und ziehen auch an einem Strang. Was sind die Gemeinsamkeiten der beiden Zielgruppen, speziell im Hinblick auf Bankgeschäfte? Beide Berufsstände stellen sehr hohe Ansprüche und erwarten beste Beratungsqualität. Ärzte und Apotheker möchten von uns auch in Bereichen serviciert werden, die andere Banken nicht bieten können. Sie wollen Beratung, die genau auf die typischen Phasen ihres Berufslebens zugeschnitten ist - von der Eröffnung der eigenen Praxis oder Apotheke bis zur Nachfolge oder Übergabe. Dabei wünschen sie sich einen qualifizierten Berater an ihrer Seite, den sie persönlich kennen und der das richtige Produkt genau zum richtigen Zeitpunkt bietet. Sie haben bei der Pressekonferenz anlässlich der Fusion zwei große Ziele ausgegeben: Synergien heben und Geschäftsvolumen ausbauen, also wachsen. Wurden die Erwartungen bisher erfüllt? Es gab durchaus schon Fortschritte, wir sind den genannten Zielen deutlich näher gekommen. Aber wir haben das Ende des Weges noch nicht erreicht. Das heurige Jahr war noch stark geprägt von den Aufwendungen für die Harmonisierung zwischen den beiden Fusionsbanken, 2019 wird das nicht mehr so sein. Wie schlägt sich das bisher Erreichte in Zahlen nieder? Auf der Bilanzseite haben sich die beiden fusionierten Banken sofort hervorragend ergänzt: Die Ärztebank war traditionell immer schon einlagenstark, die Apothekerbank ausleihungsstark. Was die Aufwendungen betrifft, gab es bei den Mitarbeitern einen Abbau von rund zehn Prozent - sozial verträglich und vor allem durch natürliche Abgänge. Dadurch sind die Gesamtkosten deutlich gesunken. Das Potential ist in diesem Bereich aber fast schon ausgereizt. In den nächsten Jahren muss der Fokus daher darauf liegen, die Ertragsseite zu verbessern. Wir werden uns mit voller Kraft auf den Markt konzentrieren, während wir Backoffice-Bereiche möglichst an Verbundeinrichtungen auslagern. Bei den Apothekern etwa möchten wir dadurch eine Marktdurchdringung von 75 Prozent erreichen, derzeit sind es etwas mehr als 60. Neu hinzugekommen ist aus Sicht der Apotheker das Filialnetz, vorher wurde die Berufsgruppe ja ausschließlich von Wien aus serviciert. Hat sich das schon positiv bemerkbar gemacht? Ja, klar. Wir gehen etwa mit unseren Kundenveranstaltungen verstärkt auch in die Filialen in den Bundesländern, das Konzept beginnt zu greifen. Allerdings ändern sich Kundengewohnheiten nicht von heute auf morgen: Der Apotheker in Innsbruck oder Salzburg hatte seinen Ansprechpartner, den er persönlich kennt, bisher schließlich in der Apothekerbank in Wien. Die gesamte Bankbranche schließt Filialen, da die Kundenfrequenz sinkt. Servicecenter und Online-Banking sind im Kommen. Sie sind neben Wien noch in sechs Bundesländern vertreten. Stehen die Filialen auf dem Prüfstand? Aktuell ist das kein Thema. Unsere Standorte in den Bundesländern sind ja auch keine klassischen Filialen, in denen Mengengeschäft stattfindet, sondern viel eher Anlaufstellen für gehobene Beratung. Eingespart wurde allerdings in Wien: Unseren Standort in der Schottengasse haben wir zu einer reinen SB-Zone gemacht, das volle Serviceangebot gibt es weiterhin in der Spitalgasse. Anders als die Volksbanken treten Sie unter eigener Marke und mit eigener Positionierung auf. Wie läuft die Zusammenarbeit im Verbund? Die Zusammenarbeit innerhalb des Verbundes funktioniert. Klar: Wir alle haben schwierige Zeiten hinter uns, aber man merkt jetzt, dass es deutlich besser wird. Wir fühlen uns im Verbund gut aufgehoben. Und anders als früher sind wir in allen wichtigen Gremien gleichberechtigt vertreten. Allerdings brauchen wir aufgrund unserer Besonderheiten bei Marke und Zielgruppe auch Ausnahmen. Wenn etwa die ÖSV-Skispringer Werbung mit dem Volksbank-Adler machen, dann haben wir als Ärzte- und Apothekerbank nur bedingt Vorteile davon ... In welchen Bereichen unterscheiden sich Ihre Produkte und Produktpartner von jenen der Volksbanken? Partner wie Union Investment oder TeamBank sind auch bei uns an Bord. Aber teilweise gelten andere Rahmenbedingungen, etwa wenn es um einen eigenen Fonds für Apotheker geht oder um das kleinteilige TeamBank-Geschäft, das von unseren Kunden kaum nachgefragt sind. Was die Produktseite betrifft, bieten wir seit August zusätzlich auch Vermögensverwaltung im Private Banking an. Der simple Grund: Ärzte und Apotheker sind eine Klientel, die solche Lösungen stark nachfragt - und wenn wir das nicht haben, dann gehen die Kunden eben zur Konkurrenz. Unser Private Banking arbeitet in der Vermögensverwaltung eng mit der Volksbank Vorarlberg zusammen, die in diesem Bereich viel Erfahrung hat, wir haben auch schon erste Erfolge erzielt. Anders als die meisten anderen fusionierten Banken im Verbund sind Sie mit einem Vierervorstand angetreten. Wird es dabei blieben? Nein. Die Lösung hat zwar gut funktioniert, aber mit März 2019 werde ich plangemäß aus dem Vorstand ausscheiden. Ich bin dann 65 und gehe in Pension. Sehen Sie Ihre Zukunft als eigenständige Bank, oder ist eine Fusion nach dem Vorbild der Sparda irgendwann ein Thema? Es gibt das klare Ziel, als eigenständige Bank zu bestehen. Unsere Mitglieder und Kunden legen großen Wert darauf, ihre eigene Standesbank zu haben. Darauf sind sie stolz. Daher wäre eine Fusion nicht sinnvoll, es gab dazu auch kein einziges Gespräch. In welchen Kundensegmenten sehen Sie noch Wachstumspotenzial? Neben Ärzten und Apothekern können wir auch alle anderen medizinischen Berufe servicieren, für Kunden aus dem privaten Umfeld der beiden Kernzielgruppen sind wir ebenfalls offen. Und unser neues Private-Banking-Service steht allen vermögenden Kunden zur Verfügung, nicht nur Ärzten und Apothekern.