Fotovoltaik

Grüne Energie aus der Genossenschaft

  • Genossenschaften, die nicht nur nachhaltig wirtschaften, sondern auch einen konkreten Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung liefern? Ein Praxisbeispiel aus Vorarlberg zeigt, wie das gehen kann. Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbaren Energien zu decken. Ein wichtiger Baustein dabei ist auch die Sonnenergie, deren Anteil an der Stromproduktion aktuell allerdings erst bei zwei Prozent liegt. Es besteht also noch Handlungsbedarf. Was also tun? „Vor allem bei der Errichtung von Fotovoltaikanlagen in Form von Bürgerkraftwerken empfiehlt sich die Rechtsform der Genossenschaft“, glaubt Ulrike Amann, die bei der Allmenda eG als Energieexpertin im Vorstand sitzt. „Eine große Stärke der Genossenschaft in diesem Zukunftsbereich besteht darin, dass sie Projekte ermöglicht, die sonst nicht zustande kommen würden, weil sie ein Einzelner einfach nicht stemmen kann.“ Bürgerkraftwerke auf öffentlichen Dächern Die Vorarlberger Genossenschaft hat bereits viel Erfahrung mit Bürgerkraftwerken gesammelt, die sie in Eigenregie plant, errichtet und in der Folge auch betreibt. In Bregenz, Hörbranz, Götzis und Tschagguns sind gemeinsam mit der Gemeinde, den Unternehmen und den Bürgern solche Kraftwerke entstanden - jeweils auf Dächern von öffentlichen Gebäuden wie Bauhof oder Schule. Dabei gibt es eine klare Aufgabenteilung: Die Gemeinde stellt geeignete Dachflächen - in der Regel kostenlos - zur Verfügung. Die Allmenda kümmert sich um Planung, Finanzierung und Betrieb der Anlage. Die Mitglieder der Genossenschaft - Bürger und Unternehmer aus der Region - stellen über die Zeichnung von Geschäftsanteilen die Finanzierung des Vorhabens sicher. Idealerweise stehen diese Mittel für 15 Jahre zur Verfügung, spätestens dann sollte sich die Anlage durch Erlöse aus der Stromproduktion refinanziert haben. Während des Investitionszeitraums wird für die Mitglieder aktuell eine Verzinsung von einem Prozent geboten. „Unsere Erfahrung zeigt aber, dass mehr als die Hälfte der Mitglieder freiwillig auf die Zinsen verzichtet, wodurch das Projekt zusätzlich gefördert wird“, so Amann. In Tschagguns, wo die Anlage auf dem Turnsaal der Schule errichtet wurde, kam so etwa Geld für Projekte der Schule und des Kindergartens zusammen. Der Run auf die Förderungen Wie die meisten Ökostrom-Initiativen kommt auch dieses Modell freilich nicht ohne Förderung aus. Die Unterstützung erfolgt in diesem Fall über die Abwicklungsstelle OeMAG, die einerseits einen Investitionszuschuss und andererseits einen garantierten Tarif für die Einspeisung ins Netz bietet - zuletzt waren das rund acht Cent pro kWh. Auf die zu festgelegten Terminen startenden Förderprogramme gibt es jedes Mal einen regelrechten Run, denn es gilt das Prinzip „First come, first serve“. „Da heißt es sehr schnell sein mit dem elektronischen Antrag, denn schon nach wenigen Minuten sind die Mittel in der Regel vergriffen“, weiß Amann aus der Praxis. Von der Höhe und Ausgestaltung der Förderung - die Entwicklung geht eher in Richtung einmalige Investitionsförderung - hängt maßgeblich ab, ob und wann sich eine Anlage rechnet. Dementsprechend macht auch die Allmenda ihre zukünftigen Ausbaupläne von der weiteren Gestaltung des Förderregimes abhängig - und natürlich von der Bereitschaft der Kommunen und Bürger, diesen Beitrag zur Energiewende zu unterstützen. Wenn Sonnenstrom Schule macht „Das gemeinschaftliche Umsetzen von Fotovoltaikanlagen erzeugt mehr als nur Strom, gemeinsames Tun und Schaffen setzt bei den Menschen besondere Energien frei“, ist man jedenfalls bei der Allmenda überzeugt. Unter dem Motto „Sonnenstrom macht Schule“ läuft derzeit eine besonders originelle Aktion. Gemeinden sind aufgerufen, Flächen auf Schuldächern für Fotovoltaikanlagen zur Verfügung zu stellen. Bei dieser Form des Bürgerkraftwerks werden Schüler, Eltern und Lehrer mit einbezogen. So haben die Kleinen die Chance, mittels Kuchenverkauf oder Flohmarkt selbst einen kleinen Beitrag zur Finanzierung zu leisten, gleichzeitig wird das Thema Solarenergie im fächerübergreifenden Unterricht anschaulich behandelt. Über eine Handy-App können die Schüler zudem die tägliche Stromproduktion ihrer Anlage mitverfolgen. Eltern, Großeltern oder Unternehmen haben neben dem Erwerb von Geschäftsanteilen auch die Möglichkeit, über eine Spende - in Form von sogenannten Sonnenbausteinen - finanzielle Unterstützung zu leisten. „Die Sonnenstrom-Bürgerkraftwerke bieten eine einmalige Win-win-Situation sowohl für die Gemeinde als auch für die beteiligten Bürger. Sie stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinde und sind für jede Kommune ein Imagegewinn. Ich würde jederzeit wieder ein Gemeindegebäude für eine solche Aktion zur Verfügung stellen“, so ein beteiligter Bürgermeister.