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"Talk 14": Rezepte für den Aufschwung

  • Es bestehe Handlungsbedarf, um das Ruder in der Wirtschaft herumzureißen, erklärte Wirtschaftsforscherin Monika Köppl-Turyna im November beim „Talk 14“ des ÖGV. Im Austausch mit „Krone“-Journalistin Teresa Spari und dem Publikum verriet sie, was zu tun ist. „2023 ist definitiv ein Jahr der Rezession in Österreich, die Wirtschaft schrumpft – je nach Prognose – um 0,4 bis 0,8 Prozent“, so die Direktorin des Forschungsinstituts EcoAustria. Was Köppl-Turyna aber noch mehr Sorgen macht als die Zahlen für heuer: Auch für 2024 und die Folgejahre sei nur mit einem moderaten Wachstum um die 1,2 Prozent zu rechnen. „Mit diesen niedrigen mittelfristigen Wachstumsaussichten liegen wir in der EU an drittletzter Stelle. Die Investitionen gehen sowohl heuer als auch nächstes Jahr zurück, und die Exportwirtschaft wird durch den Anstieg der Lohnstückkosten belastet“, so Köppl-Turyna. Probleme bei Energie, Arbeitsmarkt und Pensionen Bei ihrer Ursachenforschung identifizierte die Expertin drei große Problemfelder: die hohen Energiekosten, die angespannte Lage am Arbeitsmarkt und die Pensionen. Zwar seien die Strom- und Gaspreise nach der extremen Spitze im Jahr 2022 wieder gesunken, sie lägen aber weiterhin auf einem deutlich höheren Niveau als etwa in den USA. Dies treffe besonders die Stahl-, Aluminium- und Chemiebranche, wo es zu einem Rückgang der Produktion gekommen sei. Kopfzerbrechen bereitet Köppl-Turyna auch der Arbeitsmarkt, hier vor allem der starke Anstieg an offenen Stellen: „Wir sprechen mittlerweile nicht nur von einem Fachkräftemangel, sondern von einem generellen Arbeitskräftemangel, denn auch Bereiche mit niedriger Qualifikation sind betroffen.“ Eine Ursache dafür sei, dass die Österreicherinnen und Österreicher immer kürzer arbeiten würden: So habe die Teilzeitbeschäftigung in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen – auch bei Männern, was einen enormen Rückgang der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Woche bedeute (zuletzt nur noch 33 Stunden). „Wir leben zwar immer länger, aber gehen weiter zu früh in den Ruhestand“, umriss die Expertin das Problem im Pensionsbereich. Als Beleg für diese These nannte sie das faktische Antrittsalter, das heute sogar unter jenem von 1975 liege. Das verstärke nicht nur den Arbeitskräftemangel, sondern belaste über steigende Bundeszuschüsse auch das Budget und somit die Neuverschuldung. Die hohen Zinsen würden die Haushaltslage noch verschärfen. Die Empfehlungen der Expertin Was ist also zu tun? Bei den Pensionen rät Köppl-Turyna – wissend, dass sie sich damit unbeliebt macht – zu einer Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters und zur Schaffung von mehr Anreizen für längeres Arbeiten. Solche Anreize fordert sie auch für den Arbeitsmarkt: „Unser stark progressives Steuersystem bestraft Mehrarbeit“, kritisiert die Wirtschaftsforscherin. Daneben brauche es einen Ausbau der Kinderbetreuung und letztlich auch Zuwanderung. Im Energiebereich plädiert sie für die dauerhafte Senkung von Energieabgaben, die Forcierung des Netzausbaus und – auf europäischer Ebene – die Umsetzung des „iberischen Modells“ (eine Deckelung für den Preis von Gas, das für die Stromerzeugung verwendet wird). Einen staatlich gestützten Industriestrompreis, wie er in Deutschland in Planung war, lehnt sie als Dauersubvention ab. Wie man all das gegenfinanzieren könne, wollte „Krone“-Journalistin Spari wissen. Köppl-Turyna dazu: „Es braucht nicht für alles eine Gegenfinanzierung, man kann auch einfach ausgabenseitig sparen, etwa bei Förderungen oder im System des Föderalismus.“ Zum Abschluss kam die Frage, welches Steuerzuckerl im Wahljahr 2024 am ehesten vertretbar sei. „Lohnnebenkosten senken“, lautete hier die klare Antwort. Der nächste „Talk 14“ steigt am 30. Jänner. Dann dreht sich alles um den Arbeitsmarkt und seine Herausforderungen. Zu Gast ist AMS-Chef Johannes Kopf. Foto: Felicitas Matern