"Talk 14" zur US-Wahl
Amerika, die Welt und wir
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Drei Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA, deren Ausgang rund um den Globus mit großer Spannung erwartet wird, hat der ÖGV in einer hochkarätig besetzten Talkrunde das Duell ums Weiße Haus und die möglichen Auswirkungen des Ausgangs auf Österreich und die Welt beleuchtet. Welche Folgen hätte ein Sieg von Donald Trump? Und wäre mit Kamala Harris wirklich alles besser? Darüber diskutierten die ORF-Journalistin Inka Pieh – sie war die letzten Jahre als Korrespondentin in Washington – und Politikberater Thomas Hofer, der unter anderem politisches Management in den USA studierte. Die Fragen stellte APA-Chef und ÖGV-Präsident Clemens Pig. Zweite Amtszeit für Trump? Im Mittelpunkt stand bei der Diskussionsveranstaltung ein mögliches Comeback von Ex-Präsident Trump. Hofer sprach von einem „Lackmustest für Europa“. Eine zweite Amtszeit Trumps wäre um einiges disruptiver als seine erste, befürchtet der Experte. „Wir würden ins kalte Wasser geworfen: Können wir schwimmen oder nicht? Ausgang offen“, sagte er mit Blick auf die von Trump angekündigte Einstellung der Militärhilfe für die Ukraine. Doch auch unter Harris müsse sich die EU auf Veränderungen einstellen. „Joe Biden ist wahrscheinlich einer der letzten transatlantisch denkenden Präsidenten“, glaubt Hofer. Die ORF-Journalistin Pieh, die 2021 den Sturm auf das Kapitol hautnah miterlebt hat, ist überzeugt davon, dass Trump diesmal um einiges besser auf eine Amtsübernahme vorbereitet ist als nach seinem Sieg 2016. Er habe aus seiner ersten Amtszeit insbesondere die Lehre gezogen, dass er sich mit Loyalisten umgeben müsse. Konservative Thinktanks würden schon seit Jahren nach entsprechenden Kandidaten suchen. Pieh kritisierte das verzerrte Bild, das in Europa vom US-Wahlkampf entstehe: „Oft ist die Hoffnung der Vater des Gedankens. Wir wollen uns nicht damit auseinandersetzen, was eine zweite Amtszeit von Donald Trump bedeuten würde.“ Was den Amerikanern wichtig ist In Erweiterung des drei Jahrzehnte alten Wahlkampfslogans „It's the economy, stupid“ nannte Hofer Migration und Identitätspolitik als weitere bestimmende Themen. Pieh ergänzte die Aufzählung um „It's the abortion, stupid“ und verwies auf das in vielen konservativen Regionen der USA mit Füßen getretene Selbstbestimmungsrecht der Frauen. Schon die Zwischenwahlen im Jahr 2022 hätten gezeigt, dass das Thema Abtreibung stark zieht. Das spricht laut der ORF-Journalistin für Harris. Allerdings würden viele US-Amerikaner nach wie vor sagen: „Wir wissen zu wenig über sie.“ Die Demokratin habe daher eine Aufholjagd gestartet und suche offensiv mediale Präsenz mit Interviews. Doch selbst wenn sie die Wahl gewinne, werde dies die Verhältnisse in der US-Politik nicht grundlegend ändern: „Das Ende von Donald Trump bedeutet nicht das Ende des Trumpismus. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Am Ende der Talkrunde gab es noch eine rege Diskussion mit dem Publikum, das Duell Trump gegen Harris lässt auch in Österreich niemanden kalt. Foto: Ricarda Jost